09.05.2022 NWZ: Serie „Ehrenamt“ in Emden

Zehn Männer hegen und pflegen eine uralte Dame

 

In etwa 20 Meter Höhe schweißt Ali Shakar das Eisen um die kleine Windrose neu zusammen.
In etwa 20 Meter Höhe schweißt Ali Shakar das Eisen um die kleine Windrose neu zusammen.
Bild: Kornelia Sojka

In der Pandemie ist ehrenamtliches Engagement besonders gefordert worden. Aber auch in vielen anderen Bereich engagieren sich Menschen, um anderen zu helfen. Wir stellen einige vor.

Emden Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht: Es braucht noch mehr ehrenamtliches Engagement als zuvor, sei es im Impfzentrum, bei der Fürsorge für ältere Menschen oder Menschen in häuslicher Quarantäne, die Lebensmittel benötigen. Ob bei der Nachhilfe für Schüler, in der Altenpflege, Flüchtlingshilfe oder in vielen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens – ohne die vielen Freiwilligen, die mit ihrem Wirken etwas für die Gesellschaft tun, wäre für viele die Lebensqualität deutlich geringer. In unserer Serie „Ehrenamt“ stellen wir einige dieser Menschen vor. Heute der Arbeitsdienst für die Mühle des Dorfvereins Larrelt.

Davon kann Frau nur träumen: Jeden Dienstag zwischen 17 und 19 Uhr treffen sich in Larrelt rund zehn Männer zum Arbeitsdienst. Ihre freiwillige Aufgabe ist es, eine uralte Dame so zu hegen und zu pflegen, dass sie mir ihren immerhin schon 290 Jahren weiterhin glänzend dasteht und es ihr auch rundum gutgeht. Gemeint ist die Larrelter Mühle „Kost Winning”, die 1732 erbaut wurde. Sie ist Ostfrieslands älteste Mühle und verdient zurecht – beziehungsweise braucht – das wöchentliche Pflegeprogramm und die handwerklich geschickten Hände der Männer. Denn der zweistöckige Galerieholländer, so die offizielle Modellbezeichnung, ist eine vollfunktionsfähige Weizenmühle. Bald hat sie wieder ihren großen Auftritt: Am Pfingstmontag, dem Deutschen Mühlentag, öffnet sie wieder ihre Türen und – wenn alles gut läuft, mahlt sie wieder Korn. Dann gibt es wieder das beliebte Larrelter Mühlenbrot.

Aber bis dahin haben die Männer um Bernd-Thomas Martens, dem Vorsitzenden des Dorfvereins Larrelt, noch allerhand zutun. An diesem Dienstagabend nehmen sie sich Schweißarbeiten an der kleinen Windrose vor. Der Eisenring ist aus unbekannten Gründen zu groß geworden. Die Männer wollen ein Stück herausschneiden und die Enden neu verschweißen. Weil die Arbeiten in rund 20 Meter Höhe erfolgen, gehen lediglich drei Mühlenfreunde ‘rauf, die keinen Höhenschwindel haben. Das sind diesmal Bernd-Thomas Martens (57), Ali Shakar (74) und Alwin Mudder (60). Der Rest der Truppe, das sind Dieter Hoffmann (69), Manfred Bischoff (64), Werner Henschke (73) und Jörg Grund (56), kümmert sich in der Zeit in der Mühlen-Werkstatt um andere Tätigkeiten. Zum Trupp gehören auch Stefan Eggen (54) und Stefan Wild (57). Die fehlen aber an diesem Tag. Alle zusammen sind für die Instandhaltung der Mühle zuständig, übernehmen sämtliche Holzarbeiten, Reparaturen – sofern es keine großen sind die Gartenpflege rund um die Mühle und die Wartungsarbeiten. So müssen regelmäßig die Lager der Mühle geschmiert werden.

Dass manche Arbeiten einfach mehr Zeit in Anspruch nehmen, als gedacht, wird bei diesem Arbeitsdienst einmal mehr deutlich. Mit den Schweißarbeiten ist alles glattgegangen. Aber die Figur des roten Fuchses, die wieder auf dem Fangstock angebracht werden sollte, bleibt vorerst doch noch in der Werkstatt liegen. Das ist Aufgabe für den nächsten Dienstag – falls es das Wetter zulässt. Der Fuchs auf dem Fangstock entspringt übrigens einem alten Aberglauben: Er soll symbolisch Feuer und Unheil aus der Mühle tragen und die Mühle damit vor einem Brand schützen.