21.05.2021 EZ: Ein Künstler mit viel Humor

 

Ein Künstler mit viel Humor

PORTRÄT – Mathias Andert sprüht gerne

 

Heimat pur:Die Trafostation in Larrelt, gegenüber dem Klärwerk, erstrahlt in neuem Glanz. BILD: Eric Hasseler
 

EMDEN. (ing) Wer an Graffiti denkt, hat meistens sofort Farbschmierereien und Vandalismaus im Kopf. Anders ist das bei Graffitikünstler Mathias Andert aus Groß Kreutz. Er geht mit Graffiti gegen Graffiti an und verschönert viele öffentliche Gebäude: Vom Hochhaus bis hin zu Trafostationen.

Dennoch gehörte Andert früher selbst einmal der sogenannten Graffiti-Szene an. „Ich habe selbst auch illegal gesprüht, aber ich habe nichts beschädigt und gehörte nicht zu diesen fiesen Sprühern“, betont der 33-Jährige. Die Kunst begleitet den Brandenburger schon von Kindesbeinen an. „Ich habe in jeder freien Minute gezeichnet.“ Nach seiner Ausbildung zum Gärtner und zum Maler und Lackierer und einer Selbstfindungsphase, machte er sich 2010 mit seiner Firma Farbspiel selbstständig. Nun ist er Geschäftsführer und kann sich vor Aufträgen kaum retten. Denn ein festes Team gibt es nicht. „Ich arbeite, wenn es geht, alleine. Aber manchmal, so wie hier in Emden, auch mit Freunden, Kollegen oder anderen Künstlern zusammen.“ Für die Aufträge in dieser Woche nahm er seinen Namensvetter und Freund Matthias Karras mit. „Wir arbeiten erst seit dieser Woche tatsächlich auch zusammen und haben uns kurzerhand die M&M’s genannt“, sagte Andert mit einem Lächeln im Gesicht.

Die Künstler bei der Arbeit: Mathias Andert (vorne) und Matthias Karras.BILD: Eric Hasseler
 

Ebenfalls mit dabei in seinem Bully: mehr als 360 Spraydosen, Streichfarbe, Wasserwaage, Zollstock und vieles mehr. „Zu unserem Equipment gehören aber auch Projektoren, Beamer, Leitern, Gerüste und, ganz wichtig, Chips, Cola, Radio und Badehose.“

Der Künstler hat immer einen witzigen Spruch auf Lager, auch wenn der Arbeitstag oftmals 15 Stunden für ihn hat. „Wenn ich zu Hause bin, dann arbeite ich natürlich nicht so lange, denn die Arbeit darf einen am Ende auch nicht auffressen.“ Heute geht es für das Duo aus Brandenburg wieder Richtung Heimat. Andert und Karras hinterlassen ein Stück Farbspiel in Emden.

Passend:Das Eichhörnchen an der Trafostation Am Wall passt sich seiner Umgebung an. BILD: Eric Hasseler
 
Bis jetzt seien die Kunstwerke in der Seehafenstadt nicht von anderen Sprayern wieder beschmutzt worden, so der Auftragsmaler, wie er sich selbst betitelt. „Ich würde mich gerne Künstler nennen, aber ein richtiger Künstler stellt ein Bild fertig und das wiederum kauft jemand. Aber ich erhalte Aufträge.“

Emder Zeitung vom Freitag, 21. Mai 2021, Seite 1
BILD: ERIC HASSELER – Emder Zeitung