Sie würden ja, wenn sie dürften
Larrelter wollen den verwahrlosten Cassens-Park wieder zugänglich machen – aber die Stadt will das nicht erlauben
Von Jens Voitel
Emden. Aus Sicht der Larrelter ist der Park neben der alten Cassens-Villa nur noch ein „Schandfleck”: völlig verwildert, kaum mehr zugänglich, völlig verkommen. Rund 10 000 Quadratmeter Grünfläche mit altem Baumbestand, mit der vor allem die älteren Dorfbewohner noch viele Geschichten verbinden, dümpelt seit Jahren nahezu unberührt vor sich hin. Das Gelände einen Park oder sogar einen Rosengarten zu nennen, traut sich inzwischen niemand mehr. Und seit gut anderthalb Jahren fordern Anwohner, der Larrelter Dorfverein, aber auch andere Larrelter Bürger von der Stadt, die Eigentümerin der Villa und des Grundstückes ist, sich endlich um das Gelände zu kümmern – und möglichst wieder in Schuss zu bringen. Bislang vergeblich. Jetzt wollen die Larrelter Bürger, die ihre Hilfe schon vor längerer Zeit angeboten hatten, selbst zu Hacke und Schaufel greifen. Um ein Zeichen zu setzen, wie sie sagen.
Gut 20 Männer und Frauen hatten sich am Mittwochabend zu einer kurzfristig einberufenen Versammlung in der von der Awo-West gepachteten Cassens-Villa getroffen. Schnell wurde dabei deutlich, dass alle bereit sind, selbst Hand anzulegen. Doch so einfach ist das nicht: Da sind zum einen der Denkmal- und Naturschutz, da sind aber auch die Eigentumsfrage, Zuständigkeiten und eine Stadt, die kein Geld hat. Hinzu kommen Sicherheitsfragen und noch ein paar Regeln mehr, die zu beachten sind.
„Wir wollen einen Anfang machen”, sagte der Vorsitzende des Dorfvereins, Bernd-Thomas Martens, der zusammen mit Anwohner Manfred Karsjens das Projekt anführt. Martens machte mehrfach deutlich, dass man mit der Aktion „keine Tür eintreten”, sondern die Tür „einen Spalt öffnen möchte”. „Wir müssen jetzt der Stadt, aber auch den Larreltern zeigen, dass wir es ernst meinen mit der Unterstützung. Es ist aber auch ein Signal, dass hier endlich etwas passiert”, sagte Martens am Mittwoch in die Runde, die sich aus direkten Anwohnern des Parks, Bürgern aus dem Ortsteil sowie Vertretern des Dorfvereins, des Sportvereins, der Feuerwehr und der Geschichtswerkstatt zusammensetzte.
Und man hat schon erste Pläne geschmiedet: Man könnte sich beispielsweise vorstellen, das Gelände in kleinere Parzellen aufzuteilen und dann Stück für Stück zu bearbeiten. Dafür bräuchte man aber Gerätschaften, die man teils aus den eigenen Reihen stellen könnte, die aber auch von der Stadt zur Verfügung gestellt werden müssten. „Wir müssen aber erst einmal reinkommen in den Park”, sagte Martens. Deshalb müsse man erst einmal ein paar Wege freilegen.
Initiative will noch in diesem Jahr beginnen
Bereits am 14. Dezember werde sich ein Freiwilligen-Trupp zwischen 9 und 12 Uhr aufmachen, um zumindest ein kleines Stück einer ebenfalls völlig verwilderten Allee in den Park von Gestrüpp, Laub, heruntergefallenen Ästen und wilden Brombeer-Sträuchern zu befreien. Alles so, dass weder Natur- noch Denkmalschützer Sorgenfalten auf die Stirn bekommen. „Sachkunde ist vorhanden”, sagte Martens mit Blick auf anwesende Gärtnermeister und Landschaftsgärtner in den Reihen der Larrelter Initiative. Und anschließend gibt es eine Grillwurst.
„Wir müssen noch in diesem Jahr beginnen”, waren sich die Anwesenden einig. Wird die Aktion weiter verschoben, könnte das die Larrelter irgendwann entmutigen. Denn noch soll das Interesse der Dorfbewohner an dem Cassens-Park groß sein. Nach Angaben von Martens wären am Mittwoch noch mehr Interessierte gekommen, wenn die Versammlung nicht so kurzfristig angesetzt worden wäre. „Mich haben auch schon viele Larrelter angesprochen”, sagte Manfred Karsjens. Und viele wären sicher auch bereit, mitzuhelfen. Die Initiatoren verschwiegen auch gar nicht erst, dass sie mit der Aktion auch den Druck auf die Verantwortlichen der Stadt erhöhen wollen.
Gestern Nachmittag nun meldete sich auch noch einmal die Stadt zu Wort. Auf Anfrage der Emder Zeitung hieß es nun ganz klar: Grundsätzlich begrüße man ehrenamtliches Engagement und unterstütze dies auch, wenn möglich. Die geplante Aktion der Larrelter könne man allerdings nicht zulassen. Der Grund: Die Verkehrssicherheit sei unter den Bäumen nicht zu gewährleisten. „Sobald Mittel für die Verkehrssicherungspflicht im Wirtschaftsplan des Gebäudemanagements bereitgestellt werden, könnten die Arbeiten im Park beginnen. Der Rat muss allerdings zustimmen”, so Stadtsprecher Eduard Dinkela. Man bitte um Verständnis. Ob das bis zum 14. Dezember klappen kann, ließ er offen. Offen bleibt auch, was die Initiative nun macht: Man wolle sich jetzt erst einmal besprechen, sagte Martens gestern Abend.
Emder Zeitung vom Freitag, 29. November 2019, Seite 4