Cassens-Park: Jetzt dürfen sie, wenn sie wollen
Larrelter Bürger einigen sich mit dem Oberbürgermeister über den verwilderten Park. Der Dorfverein kann das Gelände nun pachten.
Von Jens Voitel
Emden. Der eine spricht von einem „sehr konstruktiven Gespräch”, der andere von einer „ganz fairen Nummer”. Am Ende könnte genau das die Lösung für den völlig heruntergekommenen Cassens-Park an der Larrelter Hauptstraße gewesen sein. Und die Lösung würde dann am Ende so aussehen: Die Stadt sorgt in den ersten Wochen des neuen Jahres auf eigene Kosten dafür, dass der Park, den angesichts seines jämmerlichen Zustandes derzeit niemand mehr so nennen möchte, wieder sicher betreten werden kann. Parallel dazu pachtet der Larrelter Dorfverein das 10 000 Quadratmeter große Areal für einen symbolischen Betrag von der Stadt – und zieht regelmäßig mit einem Trupp ehrenamtlicher Helfer in das Dickicht ein, um die für viele ältere Larrelter geschichtsträchtige Grünfläche in den kommenden Jahren vielleicht wieder zu einem richtigen Park zu machen.
Das ist, grob gesagt, der Plan, mit dem Oberbürgermeister Tim Kruithoff am Montagabend für eine gute Stunde in die Larrelter Mühle gekommen ist, um ihn dort vor erneut rund 20 interessierten Larrelter Dorfbewohnern persönlich zu erläutern. Und der Plan des Verwaltungschefs kam an, wie der Vorsitzende des Dorfvereins, Bernd-Thomas Martens, am Tag darauf der Emder Zeitung bestätigte. Alle Anwesenden hätten den Eindruck gewonnen, dass sich nun endlich etwas bewege.
Tatsächlich fordern Anwohner, Mitglieder des Dorfvereins, aber auch andere Larrelter Bürger schon seit mehr als einem Jahr, dass der sogenannte Cassens-Park wieder für die Bevölkerung zugängig gemacht wird (wir berichteten). Die Stadt argumentierte dagegen bislang immer mit enormen Kosten, die diesen Wunsch unmöglich machten. Zuletzt hatten sich die Larrelter dann vor gut zwei Wochen zusammengesetzt und der Stadt ein – zumindest auf den ersten Blick – unschlagbares Angebot – zu machen: Wir gehen rein und machen den Park wieder flott. Ehrenamtlich, vielleicht hier und da mit technischer Unterstützung der Kommune. Doch die lehnte prompt ab. Der Park sei nicht sicher, die ehrenamtlichen Helfer gefährdet. Und selbst für die Sicherungsarbeiten stünden keine Mittel zur Verfügung.
Geld gibt’s zwar immer noch nicht. Aber Anfang des nächsten Jahres, sagt der Oberbürgermeister jetzt. Im Januar oder Februar können also professionelle Gartentrupps anrücken und einen umfassenden Baumschnitt vornehmen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass dann die Freiwilligen aktiv werden können. Sie könnten sich dann um Wege, Grünflächen und später um die alten Parkanlagen kümmern.
Und nach intensiven Gesprächen mit seinen hausinternen Fachleuten ist jetzt aus Sicht von Kruithoff auch für die anderen Probleme eine Lösung in Sicht: Der Dorfverein, der sich in ähnlicher Weise schon seit Jahrzehnten erfolgreich um den Erhalt der ebenfalls städtischen Larrelter Mühle kümmert, pachtet den Cassens-Park. Damit wären die ehrenamtlichen Gärtner dann versichert – sofern sie Mitglied des Vereins sind, was angesichts einer Jahresmitgliedschaft von 24 Euro wohl keine hohe Hürde darstellen würde. Damit wären auch einige rechtliche Fragen geklärt.
„Der Vorstand kann sich das alles sehr gut vorstellen”, sagte Martens gestern. Natürlich müsse man noch die Details klären und die Mitglieder befragen. Aber er sei sich sicher, dass die Larrelter mitziehen. Er bezeichnete das Angebot des OBs als „fair” und ist sich gleichzeitig bewusst, dass nun die Larrelter in der Pflicht stehen. „Jetzt müssen wir auch liefern.” Und Martens ist sich sicher: „Das werden wir auch.”
Kruithoff und Martens einigten sich allerdings vorsorglich auf einen weiteren wichtigen Punkt: „Wenn die Lösung funktioniert und wir auf diese Weise bürgerschaftliches Engagement fördern können, ist das eine tolle Sache”, sagte Kruithoff gestern gegenüber der EZ. Sollte es später aber doch nicht klappen, sollte sich der Dorfverein mit dem Cassens-Park überheben, dann soll daraus auch nicht gleich eine Katastrophe erwachsen. Dann werde der Pachtvertrag eben wieder aufgelöst. Allerdings werde das Projekt Cassens-Park dann nicht fortgesetzt werden können. Denn dafür ist kein Geld mehr da, sagte der OB.
M Am kommenden Samstag wollen sich die Larrelter Dorfbewohner um 9 Uhr mit Oberbürgermeister Tim Kruithoff vor dem Cassens-Park treffen. Und der OB hat auch schon zugesagt. Dann will man bei Glühwein und Bratwurst noch einmal über die gemeinsamen Pläne plaudern. „Wir bringen schon mal ein paar Harken und Schaufeln mit”, sagte Martens gestern. Kann ja nicht schaden.
Emder Zeitung vom Mittwoch, 11. Dezember 2019, Seite 3