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Rückblicke:

„Was ist schon normal, wenn die Larrelter loslegen?“

Ina Wagner


Emden. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann war klar, dass da zwei auf der Bühne stehen, die sich absolut nicht ausstehen können. Andrea Bruns und Klaus Rudolph schenkten sich als selbstbewusste Sekretärin Elfriede und selbsternannter Wahlhelfer Marcel verbal nun wirklich nichts.

Diese anfängliche „Abneigung“ aber konnte man im Lustspiel „Peace and Love in’t Landratsamt“ noch unter „normal“ abbuchen. Was die Larrelter Spööldeel dann zauberte, war eine schräge, stellenweise völlig überdrehte Geschichte, die im Verlauf des Abends immer verrückter wurde, und in der die 70er Jahre-Flower-Power-Zeit fröhliche Urständ feierte. Aber nicht nur auf der Bühne gab es den Hippie-Style. Auch im Saal hatte man sich in Schale geworfen – mit Kurzkleid, Schlaghosen, Blumen-Design und Trompeten-Ärmeln. Auch die Damen vom Catering hatten sich entsprechend kostümiert. Und auf den Tischen dominierten bunte Sets im trendigen Graphik-Muster.

Auf der Bühne verwandelte Tamara Bloomberg die Amtsstube von Bürgermeister und Landrat in eine chaotische Landschaft aus schreiend bunter Kleidung. Von dem, was hinter verschlossenen Türen vor sich ging, mal ganz zu schweigen. Taline Berndt zog in der Rolle der lebenslustigen Tamara alle Register, wollte sie doch dem vermeintlichen Vater ihrer Tochter einen Besuch abstatten – mit Joints und Haschkeksen. Diese führten dann zu zwischenmenschlichen Verwicklungen der wildesten Art.

Dass Alfred Schulte als Landrat und Hans-Werner Kuhnert als Bürgermeister derart aus sich herausgehen können, regte immer wieder die Lachmuskeln der rund 140 Menschen in der ausverkauften Larrelter Turnhalle an. Besonders Kuhnert zog bereitwillig Schlips und Kragen aus, ließ sich in den Hype der 70er mitziehen und legte ein Blumenkinder-Tänzchen hin.

Ein Verwandlung ganz anderer Art erlebte die Politikerin Hilde Brustwickel-Schnödensenf, der Jutta Evers Gestalt verlieh. Ihr kiebiger Ton und ihre Lust am Tratschen sorgten für zusätzliches Durcheinander. Doch letztlich erliegt auch sie den Wonnen des Flower-Power. Schrilles Personal auf der Bühne gab es reichlich. Dazu gehörte auch Gaby Stern, die sich – ohne jede Begabung – als Schlagerstar sieht und in schöner Selbstüberschätzung in Szene setzt. Hilke Seebens, die zwischendurch auch auf dem Schreibtisch performen durfte, schien ihre Rolle geradezu zu genießen.

Auf der anderen Seite gab es die Fraktion der Vernünftigen, zu der an erster Stelle Tamaras Tochter Aurora zählte, die nach Kräften versuchte, die Allüren der Mutter zu unterbinden. Tine Berndt war da eine gute Besetzung. Eske Martens ließ sich als Lotte nicht aus der Ruhe bringen. Selbst die Erfahrung, unvermutet eine „Schwester“ zu bekommen, konnte sie nicht erschüttern. Einzig die Liebschaft der eleganten Bühnenperson mit dem superdrögen Timo (Patrick Katthose), der einen etwas phlegmatischen Reporter darstellte, war schwer vorstellbar. Aber – wie sagt man: Wo die Liebe hinfällt. Das gilt erst recht auf der Bühne.

Marion Groenefeld meisterte als Bärbel den heiklen Umschwung von der Scheidungswilligen zur neu entflammten Gattin. Hans-Joachim Jacobs-Grünefeld, genannt Hatti, hatte leider nur eine kurze Rolle als Wachtmeister. Er versteht es wunderbar, auch aus einer kleinen Rolle sehr viel herauszuholen und dabei sicher auf dem Grat zwischen Rollenernst und Komik zu wandern.

Die Sicherheit im Spiel führte dann auch dazu, dass Ilona Shaker im Souffleurkasten nur dann und wann einmal eingreifen musste. Fazit: Spölbaas Gunda Henschke hat da eine wunderbare Truppe zu einer schlagkräftigen Bühnenbesetzung zusammengebracht. Wie harmonisch das Verhältnis zwischen allen ist, wurde deutlich, als sie beim Schlussapplaus alle Spieler auf offener Bühne liebevoll umarmte.