Dornröschen soll bald erwachen
Larrelter Dorfverein will den verwilderten Park an der Cassens-Villa wieder für alle zugänglich machen
Von Jens Tammen
Emden. Über eine recht neue und stabile Holzbrücke geht es hinein, hinein in den Park an der ehemaligen Cassens-Villa. Es ist ein ein Hektar großes Areal mitten in Larrelt. Seit Jahren verkommt die einst bekannte Parkanlage. Sie ist sich selbst überlassen. Das soll sich nun ändern. Bernd Thomas Martens, Initiator der Neugestaltung und Vorsitzender des Dorfvereins, hat die Emder Zeitung mit auf einen Rundgang durch den alten Park genommen, um einen ersten Eindruck zu vermitteln und um seine Vision der Neugestaltung zu skizzieren. Dabei gab es erstaunliche Entdeckungen und kuriose Gewächse zu sehen.
Der alte Rundgang von damals existiert noch, auch wenn er von Laub, Totholz und kleinen Baumsetzlingen nahezu übersät ist. Über eine Brücke geht es hinein ins Dickicht des Parks. Die Brücke selbst ist noch in einem guten Zustand, ist stabil und wetterbeständig. „Die ist noch durch die Jugendwerkstatt der Kirche saniert worden”, kommentiert Martens. Unter ihr führte einst ein Graben Wasser und speiste den Teich in der Mitte der Anlage. Doch von diesem Teich ist nun nichts mehr zu sehen, denn Dornenbüsche wuchern überall. Gleich daneben weisen mächtige Eiben auf eine vor langer Zeit akribisch gesetzte Hecke hin und läuten den Weg zum Rosengarten ein. Doch eine Rose gibt es hier auch schon lange nicht mehr zu finden. Stattdessen versperren riesige Dornenbüsche nicht nur den Weg, sondern auch die Sicht auf das Kleinod.
Weiter geht es auf dem äußersten Rundgang, hinüber über die zweite Brücke. Links und rechts an den Wegesrändern stehen alte Sitzbänke. Die Bauwerke aus Holz sind mit Moos überzogen und teilweise dem Verfall nahe. Immer wieder tauchen auch Hinweistafeln wie aus dem Nichts auf. „Die stammen noch vom alten Naturlehrpfad”, weiß Martens zu berichten.
Weiter geht zu einer kleinen Lichtung. Wie aus dem Nichts taucht sie vor einem auf. Daneben gabelt sich die Krone eines mächtigen, uralten Baumes in eine dreiteilige Krone auf. Die mit Moos bewachsenen Äste strahlen eine angenehme Ruhe aus. Hier hat die Hektik der Stadt Pause. Direkt danach taucht ein von Sträuchern zugewuchertes Holzgerüst auf. Bei näherer Betrachten ist es ein Gang! Ein ehemaliger Rosengang direkt neben der Teichanlage. Der Zahn der Zeit und die Witterung haben vor diesem Holzgerüst keinen Halt gemacht. Unter dem Gewicht der hochgewachsenen Dornensträucher drohen sich auch die letzten Balken zu biegen. Der Einsturz scheint jetzt nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Riesige Dornenbüsche versperren den Weg
Genau das gleiche Bild zeigt sich auf der gegenüberliegenden Seite. Doch um dorthin zu kommen, bräuchte es wohl eine schweres Gerät, zumindest aber eine Machete. Der Weg wird unpassierbar und die Rückkehr unausweichlich. Also ordnet Martens den Rückzug an. Dabei fallen erneut die vielen alten Bäume auf. Teilweise sind sie schon hohl von innen und bieten eine Herberge für so manches Tier.
Auf dem Rückweg fallen auch alte Treppenstufen auf. Von Laub und Moos bedeckt, erinnern sie an eine alte Empore, die einst vom Teich zum äußeren Rundgang führte. Verwunschen präsentieren sich die Steinstufen.
Obwohl es an diesem Nachmittag wie aus Eimern regnet, gelangen nur wenige Tropfen auf den Boden. Das Blätterdach des alten Baumbestandes hält schützend seine Hand über die kleine Besuchergruppe.
Das alles soll nach dem Willen von Martens gemeinsam mit der Stadt wieder zu einem ansehnlichen Park hergerichtet werden. Ein nächstes Treffen der Mitstreiter soll nicht mehr weit entfernt sein.
Emder Zeitung vom Sonnabend, 14. September 2019, Seite 10