11.06.2019 EZ: Ein Jubiläum und gutes altes Handwerk

Ein Jubiläum und gutes altes Handwerk

Der Mühlenverein feierte an der ehrwürdigen Johanna-Mühle 25. Geburtstag. In Larrelt wurde kräftig gebacken.

Von Jens Tammen und Stephanie Schuurman

Emden. Die einen – wie Mühlenvereinsvorsitzender Norbert Tillmann – halten die Johanna-Mühle für „die schönste in Ostfriesland”. Die anderen – wie Larrelts Dorfvereinsvorsitzender Bernd Thomas Martens, legen noch mehr Wert auf Funktion und Handwerk des Baudenkmals. Was sie eint? Der 26. Deutsche Mühlentag, der gestern bundesweit begangen wurde.

Beide in Emden noch erhaltenen und funktionstüchtigen Mühlen zogen gestern ihr Publikum an. Auf dem Wall begannen die Feierlichkeiten traditionell mit einem ökumenischen Gottesdienst. 250 Menschen hatten auf den Bänken Platz genommen. Zum einen, um den vier Pastoren zuzuhören. Zum anderen, um sich gemeinsam mit den Verantwortlichen an die Anfänge der Restaurierung der Johanna-Mühle zu erinnern. Die hatte genau vor 25 Jahren begonnen, als ein Deckenbalken brach und Diedrich Janssen und Manfred Deke allein mit dem Bauwerk überfordert waren.

Es gründete sich durch Frank Nowak, Joachim Frerichs, Remmer Erdzards, Thorsten Schweling und Co der Mühlenverein. Und noch bevor der Begriff Netzwerkarbeit en vogue wurde, hatten die Männer alle Strippen gezogen, um genug Geld und Hilfen für den Aufbau des Wahrzeichen auf dem Wall zusammenzubekommen. Dem Wiederaufbau-Vorstand zollte gestern nicht zuletzt der aktuelle Vorstand Respekt. „Damals stand der Denkmalschutzgedanke im Vordergrund”, sagte Tillmann. Inzwischen seien auch Kunst und Kultur fest in die Vereinssatzung aufgenommen, um das Ensemble mit Müllerhaus zu bewirtschaften. Da wird dann eben auch regelmäßig Theater gespielt, Yoga geübt oder Kunststudenten Obdach geboten.

Auch Oberbürgermeister Bernd Bornemann attestierte dem „wunderbaren Ort” eine besondere Faszination. „Wenn das Theater des Ostfriesischen Landesmuseums spielt, macht es auch bei schlechtem Wetter Spaß, zuzuschauen.” Bornemann dankte im Namen der Stadt allen, die an diesem Bauwerk mitgewirkt haben.

Was dabei herausgekommen ist, konnten die vielen Besucher gestern genau unter die Lupe nehmen. Genau wie in Larrelt, wo nicht nur das Korn gemahlen wurde, sondern auch gleich verarbeitet. Und so gab es schon traditionsgemäß das Larrelter Mühlenbrot, gebacken von Hobbymühlenbäcker Stefan Wild. 50 Minuten überdauerten die Leiber im Ofen, bis das dampfende Rosinenbrot und das runde Vollkornbrot fertig waren und den Duft von frischem Brot auf dem Mühlengelände verteilten. Gerade fertig und schon vergriffen, so groß war dann auch nach jedem Backvorgang das Interesse an den handgemachten Laibern. Übrig blieb da gestern nichts.

Über den Tag verteilt tummelten sich etwa 250 Besucher auf dem Gelände des 1732 gebauten Galerieholländers „Kost Winning”, schätzt Bernd Thomas Martens den Zuspruch. Der 150 Mitglieder starke Dorfverein, der sich um den Erhalt und Betrieb der Mühle kümmert, kann sich aktuell sogar über zwei Müller freuen, die den Mahlstein betreiben. Neben dem 18-Jährigen Alexander Grund ist nun auch die 49-Jährige Elke Jürgens in das Kornmahlen involviert.

Ein weiterer Grund zur Freude der Dorfvereinsmitglieder ist der bevorstehende Abschluss der Dachsanierung. „Es fehlt nur noch die Verkleidung. Dann sind wir fertig und wollen das in einer kleinen Feierstunde entsprechend würdigen”, sagte Martens. Langweilig wird den Mitgliedern aber nicht: An der Mühle gibt es immer etwas zu tun und das nächste Projekt steht auch schon in den Startlöchern. „Die Galerie müssen wir auch bald überarbeiten”, sagte Martens

Hatten die Hände voll Schrot: Die beiden ehrenamtlichen Müller Elke Jürgens und Alexander Grund haben gestern zentnerweise Korn gemahlen und abgesackt. EZ-Bilder: Tammen

Emder Zeitung vom Dienstag, 11. Juni 2019, Seite 6