10.02.2020 EZ: Sie sind drin!

 

Sie sind drin!

Larrelter haben den Cassens-Park übernommen

Drangen bereits ein ganzes Stück in den verwilderten Cassens-Park vor: einige der gut 30 Ehrenamtlichen bei der Samstagsarbeit Foto: Eric Hasseler

Von Jens Voitel s 0 49 21 / 89 00-412


Emden. Die Larrelter Dorfgemeinschaft hat ihre Ankündigung wahr gemacht und Taten sprechen lassen: Rund 30 freiwillige Helfer in Arbeitskluft und Gummistiefeln sind am Samstagmorgen mit Spaten, Harken und Gartenscheren in den Cassens-Park eingerückt und haben dort innerhalb weniger Stunden Tatsachen geschaffen, die sich schon mal sehen lassen können. Aufgeteilt in mehrere Arbeitstrupps haben sich die Männer und Frauen ins Gestrüpp der verwilderten ehemaligen Parkanlage an der Hauptstraße geschlagen und bereits bis Mittag etliche Meter des verschwundenen Hauptweges freigelegt. Zudem wurde meterweise Wildwuchs geschnitten, zerkleinert und in von der Stadt bereitgestellte Container gestopft.

Die auf den gesamten Park verteilten Arbeiten, die vom Dorfverein gesteuert, aber ganz augenscheinlich von einer breiten Bevölkerungsschicht tatkräftig unterstützt werden, sollen in den nächsten Monaten – wahrscheinlich eher Jahren – nach und nach fortgesetzt werden. Das Ziel: den alten Park wieder für die Bürger zugänglich zu machen. Nach dem unkonventionellen Eingreifen von Oberbürgermeister Tim Kruithoff, der die bis dahin blockierenden bürokratischen Hürden innerhalb weniger Wochen aus dem Weg geräumt hatte (wir berichteten), heißt es jetzt: Die Larrelter sind drin im Cassens-Park!

Erst am Donnerstag hatte der Dorfverein den Park offiziell von der Stadt übernommen. Mit der Vereinbarung mit der Stadt und nachdem von der Verwaltung beauftragte Gärtner die Verkehrssicherheit innerhalb des Parks wieder hergestellt hatten, können die Ehrenamtlichen jetzt – zwar immer in Absprache mit dem Denkmalschutz, aber in Eigenregie – ihren großen Traum angehen. Sie wollen die fast 10 000 Quadratmeter große Anlage nach und nach wieder in Schuss bringen: Wege wieder freilegen, Totholz beseitigen, wilde Büsche rausreißen, Gräben reinigen, irgendwann auch wieder Beete anlegen, Hecken pflanzen und vielleicht sogar den alten Rosengarten und die Teichanlagen wieder reaktivieren.

„Das wird ein paar Jahre dauern”, räumte am Samstag Bernd-Thomas Martens, Vorsitzender des Dorfvereins und zusammen mit Anwohner Manfred Karsjens Mitinitiator des Projekts Cassens-Park, im Gespräch mit der Emder Zeitung ein. Er zeigte sich dennoch nicht nur optimistisch, sondern auch wild entschlossen, dass die Larrelter das schon hinbekommen werden. Bereits für den Sommer kann er sich vorstellen, dass die Dorfgemeinschaft in den Park einladen wird, um den Bürgern zu zeigen, was dann bereits geschafft worden ist und wie man sich den Park in drei bis fünf Jahren vorstellen könnte.

Tief drin im Gehölz: Mit einem gemieteten Kleinbagger wurde das Gröbste aus dem Weg geräumt. Foto: Eric Hasseler

Im ersten Angriff sind am Samstag die groben Arbeiten angegangen worden. Bis in ein paar Wochen die brütenden Vögel wieder für ein paar Monate Vorfahrt haben, wollen die Freiwilligen zumindest die gröbsten Arbeiten erledigt haben. Während der Brutschutzzeiten will man sich auf andere, kleinere Projekte stürzen. Und Arbeit gibt es genug, wie sich nicht erst an diesem Wochenende zeigte.

Es ist bereits das zweite Mal innerhalb weniger Wochen, dass sich ein größerer Trupp von Ehrenamtlichen am Cassens-Park zu schaffen gemacht hat. Vor wenigen Wochen durften sie aus Sicherheitsgründen allerdings noch nicht direkt in die Anlage. Damals beschränkte man sich deshalb auf einen Hauptweg außerhalb des eigentlichen Areals. Damit wollte die Gemeinschaft ein Zeichen setzen, dass die Dorfgemeinschaft es ernst meint. Prominentester Helfer war der Oberbürgermeister.

Auch am Samstag wurde ganz genau Buch geführt. Jeder Helfer trug sich in eine Liste ein, nicht zuletzt, um versichert zu sein. Später wollen die Initiatoren damit aber auch dokumentieren, wie viele Arbeitsstunden man grob bereits eingesetzt hat, um vielleicht hier und da um Fördergelder werben zu können. So weit ist es aber noch nicht. Der Dorfverein spendierte jetzt erst einmal einen kleinen Miet-Bagger, der einige Stunden lang gut zu tun hatte. Die Abfall-Container stellt die Stadt, die sich auch in Zukunft mit Hand-und Spanndiensten an die Seite der Ehrenamtlichen stellen will. Das ist die Vereinbarung. Vor allem aber setzen die Initiatoren auf die Hilfe der Gemeinschaft, die ihren Park wiederhaben möchte.

!Sie haben es wieder getan! Und sie lassen Taten sprechen. Die Larrelter überraschen immer wieder. Sie fordern nicht nur und versprechen etwas, sondern sie handeln auch. Rund 30 Freiwillige an einem Samstagvormittag für anstrengende und schmutzige Gartenarbeit in einer völlig verwilderten Grünanlage zu gewinnen, gelingt nicht jedem. Ihr großes Ziel ist es, den alten Cassens-Park wieder herzurichten. Und man muss derzeit davon ausgehen, dass sie das auch schaffen werden – so, wie sie jetzt vorgelegt haben.

Emder Zeitung vom Montag, 10. Januar 2020, Seite 4